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Lernmittelfreiheit in Bayern - Büchergeld

 

Auf einer Klausurtagung der CSU Fraktion im Kloster Banz hat die CSU am 23.09.2004 beschlossen, daß es ab 2005/2006 keine Lernmittelfreiheit in Bayern mehr geben soll. Man will damit etwa 15 Millionen EUR im Jahr sparen.

Für die Zeit ab 2006 plant die CSU keine neuen Schulden für den Freistaat Bayern zu machen.  Das ist gut.  Sparen ist gut (siehe auch unsere Meinung zu unserem Öffnet einen internen Link im aktuellen Fenster „Sparminister“ Hans Eichel), aber im Fall der Streichung der Lernmittelfreiheit wird nicht gespart, sondern vergeudet.

Vergeudet, da Schulbücher normalerweise etwa 10 Jahre halten und nun jedes Jahr neue gekauft werden müssen.  Das heißt mehr Vergeudung von Rohstoffen, mehr Luft- und Wasserverschmutzung, mehr Abfall. Vergeudet werden auch Steuergelder werden, da ein weiterer Beamtenapparat entstehen wird, damit diejenigen die nicht arbeiten weiterhin in den Genuß der Steuergelder zur Beschaffung von Lernmittel kommen.

Vergeudet werden wird aber auch, da Schulbücher in den einzelnen Klassen einen monopolistischen Markt gleichen, das heißt egal wieviel sie kosten, sie müssen gekauft werden.  Bis jetzt hatte der Staat zumindest ein theoretisches Interesse diese Kosten niedrig zu halten, da er die Bücher bezahlte, zukünftig kann er anschaffen lassen was er will, ohne Rücksicht auf die Preise.  Ich will diese Behauptung mit zwei Beispielen untermauern.  Eine unsere Töchter besucht die achte Klasse einer Realschule.  Da es de facto bis auf die Bücher sowieso keine Lernmittelfreiheit mehr gab, wurde uns durch sie die frohe Botschaft der Mathematik-Lehrer übermittelt, daß ein Taschenrechner für EUR 41,95 anzuschaffen sei, und von der Lehrerin für technisches Zeichnen, daß das Papier der Zeichenblöcke nicht ausreiche sondern man Spezialpapier mit Rahmen kaufen möge.  Ein Zeichenblock kostet EUR 0,99, das andere Papier das Sechsfache.  Nicht nur das, die Taschenrechner sind kein Lernmittel, sondern ein Lernverhinderungsmittel, und selbst die Linien auf dem Papier bedeuten, daß sie nicht mehr vom Schüler gezogen werden müssen. Idiotie!

Die CSU hat recht, daß gespart werden muß. Sparen heißt aber nicht schlechter wirtschaften und anderen die Rechnung aufs Auge zu drücken, sondern Kosten nicht verursachen.  Hätte man die unsinnige Rechtschreibreform nicht mitgetragen, hätte man Geld gespart und etwas Kultur bewiesen.  Aber dafür sind unsere „Bildungspolitiker“ zu dumm und arrogant.

Ich möchte ausdrücklich betonen, daß ich nichts von dem Aufschrei der SPD in Bayern gegen den neuen Unsinn aus der CSU halte, da deren „bildungspolitischen“ Ziele ganz und gar nicht meine sind.  Bundeshoheit über die Bildung bedeutet weniger Konkurrenz und wir alle wissen wie SPD-regierte Länder schon mit Konkurrenz in PISA abgeschnitten haben und unter rot-grün, daß den Eltern durch die Ganztagsschulen noch mehr die Möglichkeit genommen wird, ihre Kinder positiv zu beeinflussen.  Der SPD geht es auch hier nur um die „Lufthoheit über den Kinderbetten“, um staatliche Indoktrination a la „DDR“, einen Staat, den die SPD ja bekanntlich bis zu seinem totalen Zerfall gefördert hat.

Lassen Sie mich schließen mit einem merkwürdigen Satz aus der Geschichte der jungen „DDR“.  Dort sollte aus welchen Gründen auch immer auch eine Rechtschreibreform durchgesetzt werden.  Hier sollte, wie auch bei uns vor wenigen Jahren im Gespräch, die Großschreibung reduziert werden.  Bei einer entsprechenden Erörterung hielt anscheinend ein frustrierter (verzweifelter?) Sprachwissenschaftler ein Blatt hoch und fragte, wie man dann wohl den darauf geschrieben Satz verstehen solle:

ich habe in Moskau liebe genossen

Herrlich! Ein Hoch auf unsere „Bildungspolitiker“ aller Farben!

 

 

Nachtrag vom 01.10.2004

Schon wenige Tage nach der Klausurtagung wurde glücklicherweise die Idee der Anschaffung der Bücher durch die Eltern wieder verworfen.  Anstattdessen werden Eltern an den Kosten der Bücher beteiligt, egal ob ihre Kinder pfleglich mit den Büchern umgehen oder nicht.  Damit tragen die Eltern wieder einmal die Kosten für die zukünftigen Renten und diejenigen die sich ausschließlich dem Spaß verschrieben haben nicht.  Na, bravo!  Aber wenigstens ist der allergrößte Unsinn verhindert worden.  Es wäre schön, wenn das auch auf Bundes- und Europaebene wenigstens so klappen würde wie in Bayern.

 
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